Wie Mistfreunde Facebook ruinieren

Ich hab grad so richtig Wut im Bauch. Über die unfassbare Leichtigkeit des “Freunde seins” auf Facebook. Denn es regt mich auf, wie leichtfertig manche in Facebook Freundschaftsanfragen an offensichtlich nicht echte Profile aussprechen und diese annehmen. Total ungefiltert. Nur damit sie “MEHR KONTAKTE” als die M. haben. Die Kontakte werden eine Nummer in einer Liste und dann sind sie vergessen, ignoriert und eine Kontaktleiche. Mistfreunde müssen gefiltert werden, sonst vermüllen WIR Facebook und bezahlen mit mehr Nonsens auf der Startseite. Ein Plädoyer für intelligentere Freundschaften, wenn man so will. 

Alle die auf Facebook sind, kennen das: Plötzlich macht es PLING und oben erscheint eine 1 bei den Freundesanfragen. Man klickt drauf. Eine unbekannte Person, aber es steht dabei, dass wir 22 gemeinsame Freunde haben. Kaum hörbar fällt ein kleiner Schalter. Jemand findet mich gut!

Irgendwer hat ja mal vom “Gesetz der großen Zahlen“ erzählt, oder vom „Kontakt hinter dem Kontakt” und man hat ja auch schon von erfolgreichen Leuten gehört, die jahrelang herumkontaktet haben und dann damit schließlich die Traumkunden für Ihr Geschäft gefunden haben. Man muss also durchhalten und viele faule Eier aussortieren. Dann nimmt man mal einfach mal jede Freundschaft an. Tschakka! Momentan sammeln alle Kontakte auf Facebook wie blöd. Egal wie abwegig der Name, egal wie superfake das Bild auch ist. Freundschaft! Es ist schon genauso wie auf XING, bei dem man sich damit brüstet, 20.000 Kontakte in 4 Wochen gemacht zu haben.

Ich habe zur Zeit knapp 1.400 Freunde auf meinem privaten Facebook-Profil, die ich in den letzten 5 Jahren aufgebaut habe. Einen Gutteil kenne ich persönlich. Auch viele Käuferinnen meines Buches sind dabei. Diese Kontakte sind mir besonders wichtig. Auf meinen Unternehmensseiten sind knapp 400 und 900 Fans. Da sieht man schon, dass sich nur ein Bruchteil meiner “Freunde” auf Facebook wirklich dafür interessiert, was ich beruflich mache. Ich sehe es meinen Schulfreunden auch nach, dass das nicht immer so spannend ist. 😉

  • Zu Wenige haben einfach die Courage sich von Nicht-Freunden zu trennen. Es gibt Kontakte, die definitiv nicht zu mir passen. Erst gestern musste ich einem Unternehmer sagen, dass ich nicht mit Ihm arbeiten möchte, weil ich Social Media strategisch anders sehe, als er. Wir haben telefoniert, das Thema geklärt und ich habe die Facebook Freundschaft gekündigt. Unsere Ansichten sind einfach zu gegensätzlich und mit einigen meiner Grundwerte nicht vereinbar. Im echten Leben sind wir auch nicht befreundet, ja nichtmal richtig freundlich zueinander. Also raus damit.
  • Zu Wenige kommen leider auf die Idee, sich dubiose Profile mal anzusehen und auszusortieren. Ich würde mir wünschen, dass sich viel mehr Menschen darum Gedanken machen, mit wem Sie warum befreundet sind. So wie beim Kleiderschrank-Check einmal pro Jahr: Haben wir uns im letzten Jahr irgendwo gesehen? Einen Berührungspunkt gehabt? Nein? Schade, bis dann.
  • Zu Wenige haben überhaupt noch den Überblick, mit wem sie angeblich alles befreundet sind. Genauso fände ich es großartig, wenn wir alle anfangen würden, unsere Freunde in Listen zusammen zu fassen. So kann ich nämlich schneller sehen, was meine Damen vom Business-Club machen und was davon für mich interessant ist. Sonst vermüllen wir uns unser Facebook selbst, und dann ist nicht Facebook schuld, sondern wir, weil wir uns nicht organisieren können. Das tut weh, ich weiß.

So ruiniert man eine Diskussionsgruppe mit Mistfreunden.
In einer von mir moderierten Gruppen, die Facebook Fragen & Antworten Gruppe, zeigt sich das Problem der Kontakt-Sammler besonders krass: Dort gebe ich jede Woche Personen frei, die beitreten möchten. Ich überprüfe davor immer, wie viele Freunde der Person schon in der Gruppe sind und ob es ein Profil mit einem echten Personenfoto ist. Bisher dachte ich, dass ich so am Schnellsten erkennen kann, ob es sich um einen echten Menschen handelt, oder nur um einen Spam-Account, der dann zu dubiosen Seiten verlinkt. Falsch, Frau Staub. Ganz falsch. Weil wenn man einmal einen Kontakthamster in einer Gruppe hat, dann funktioniert das nicht mehr.

Für mich habe ich herausgefunden, dass es am Besten funktioniert, wenn ich mir ansehe, wie viele Freunde die Person schon in der Gruppe hat. Damit sehe ich, wie die Person auf die Gruppe aufmerksam wurde. Zudem sehe ich mir das Profil  an. Überprüfe, ob es Angaben zur Arbeit, zum Wohnort oder zu gemeinsamen Freunden gibt. Ja, ich seh’ mir auch die öffentlichen Fotos und Posts der Person an und entscheide dann, ob sie zur Gruppe passt. Sexy Höschenfotos passen wohl nicht in eine Gruppen, in der es um Fragen und Antworten bei Facebook geht. Hin und wieder habe ich diesen dubiosen Personen dann eine Nachricht geschrieben. Wenn ich dann keine Antwort bekam war klar: Mistfreund(in). Du kommst da net rein.
Das ist schon nahe an der “Garten-Eden-Theorie” die Apple mit seinem geschlossenen, fast diktatorischen System fährt. Ich muss aber zugestehen, dass es funktioniert und so Spammer selten vorkommen. Obwohl es immer wieder Menschen gibt, die Anfangs nett wirken und sich dann in Mistfreunde verwandeln. Auch schon erlebt. Das ist wie auf einer Party, wo der eine Typ grad eben noch so nett war und nach dem 4. Bier wird er zudringlich. Da hilft nur rauswerfen.

Die Insel der einsamen Echtfreunde?

Trotzdem kann es nicht die Lösung sein, einfach keine Mistfreunde mehr anzunehmen und nur mit Leuten befreundet zu sein, die man persönlich kennt. Weil dann sitzen wir alle auf unseren Kontaktinseln und lernen keine neuen Menschen kennen. Neue Geschäftsideen finden uns nicht und wir müssen wieder Werbung für unser Unternehmen schalten, auf Parties und in Speed-Datings gehen, damit wir frische Menschen kennen lernen. Man kann es hervorragend kombinieren, aber ganz so wollten wir das auch nicht. Oder?

Wir brauchen einen Anteil an Mistfreunden.

Ich plädiere für die große kleine Party. Lasst uns Kontakte machen. Lasst uns vernetzen. Vorurteilsfrei. So wie man auf einer Party mal mit einigen Leuten anstößt und Hallo sagt, auch wenn man sich (noch) nicht kennt. Sagen wir, 5 {53bd9a6ddeb8ec36604ea7656b5f21e381862a36aa6a146ad99697e9af2e08d5}. Lasst uns aber auch so viel Höflichkeit zeigen und den neuen Kontakten auch mal eine Nachricht zu schreiben, damit diese wissen, wer wir sind und wofür wir stehen. Und lasst uns auch einmal im Halbjahr, wenn es regnet und ekelhaft ist draußen, feststellen, wer eigentlich noch unsere Freundschaft verdient, und wer sich als Mistfreund qualifiziert hat. Ja, das ist Arbeit. Aber so ist das mit Kontakten nunmal. Ohne Kontakte gibt es keine Arbeit. Wir sind also frei es auszuwählen.

Eure
Sandra

P.S.: Manche dachten wohl bis hierher, ich würde Facebook verteidigen. Wer mein Buch liest, wird, genau wie Facebook selbst, über so Sätze stolpern wie “Belügen Sie Facebook”. Also nicht so ganz. Ich bin nur dafür, mit der Flussrichtung zu segeln, nicht dagegen. Systeme zu nutzen, wofür sie am Besten funktionieren.

Ich bin Sandra Staub. Ex-Journalistin, Marketing-Ausbrecherin, Autorin von ‘Facebook für Frauen’ und ‘Emoji Boost‘. Unternehmerin & Macherin von UnternehmerInnen im Web. Als Agenturinhaberin versorge ich mit meinem Team Unternehmen mit Social Media-Leistungen, Blogposts & E-Mail Marketing.